Wirtschaft
Südafrakia
Seit den 70er Jahren hat sich Südafrika vom Schwellenland zu einem wohlhabenden Industriestaat mit stabiler Regierung entwickelt und wird daher von der UNO und der EU zur Ersten Welt gerechnet, während die ländlichen Gebiete in den ehemaligen Homelands eher noch einem Entwicklungsland ähneln. Das Land ist sehr reich an Bodenschätzen, besonders die grossen Vorkommen an Gold, Diamanten, Kohle, Platin, Chrom, Eisenerz und Palladium stärkten die wirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahrzehnten. Im Jahr 2002 lag der Anteil Südafrikas an der Goldproduktion auf dem Weltmarkt bei 15%.
Südafrika hat ausserdem ein gut entwickeltes Finanz- und Rechtssystem und eine allgemein gut ausgebaute Infrastruktur. Obwohl die letzten zehn Jahre vom Wachstum geprägt waren, liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 27% (Stand: Januar 2006), und die Nachwirkungen der Apartheid, vor allem Armut und wirtschaftliche Benachteiligung der nicht-weissen Bevölkerung, sind noch nicht beseitigt. Weitere Probleme sind eine hohe Kriminalitätsrate, Korruption und HIV/Aids. Anfang 2000 kündigte Präsident Thabo Mbeki an, das Wirtschaftswachstum und die Investitionen durch die Auflockerung des Arbeitsrechts, die Privatisierung staatlicher Betriebe und die Senkung der Staatsausgaben zu fördern. Diese Bestrebungen stossen auf harten Widerstand von Seiten der organisierten Arbeitnehmerschaft. Die Einführung von Mindestlöhnen führte in Südafrika zu einer vermehrten Entlassung von nicht mehr bezahlbaren Landarbeitern und zu einer entsprechenden Landflucht und Arbeitslosigkeit.
Ein weiteres Problem der südafrikanischen Wirtschaft ist das fehlende Wissen im Verwaltungsbereich. Öffentliche Stellen wurden in den vergangenen Jahren oftmals an verdiente, aber manchmal verwaltungstechnisch leider auch inkompetente, Widerstandskämpfer gegen das Apartheitsregime vergeben.
Trotz der geschilderten Probleme hat sich Südafrika in den letzten Jahren wirtschaftlich positiv entwickelt. Angestellte, besonders aber Arbeiter mit niedrigeren Einkommen, werden weniger Steuern abführen müssen, kleine und mittlere Betriebe sollen steuerlich entlastet werden.
Fast 90% der Energie wird aus Kohlekraftwerken gewonnen. Südafrika setzt auch auf die Atomenergie. Der Industrieminister Alec Erwin ist der Meinung, dass alternative Energien nur etwas für reiche Industrieländer seien und kündigte für 2007 den Bau eines zweiten Atomkraftwerks an.
Ein Überbleibsel der Apartheid ist eine relativ grosse Rüstungsindustrie. Fast alle Rüstungsgüter können, teilweise als Lizenzfertigung, im eigenen Land hergestellt werden.
Obwohl nur fast 4% des südafrikanischen Bruttosozialprodukts aus der Landwirtschaft stammen, ist das Land der drittgrösste Exporteur von Agrarprodukten in der Welt. Wichtigste Wirtschaftszweige sind Rohstoffförderung (weltweit grösster Förderer von Platin, Gold, Chrom, Diamanten), Metallverarbeitung, Eisen- und Stahlproduktion, und die Nahrungsmittelproduktion (Getreide, Zuckerrohr, Obst und Gemüse, Fleisch, Weinanbau). Das Bruttosozialprodukt beträgt 115 Mrd. Euro und ist damit das höchste aller afrikanischen Staaten.